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Ein Gastbeitrag von Natascha aus Berlin.

KANN SPUREN VON HUMOR ENTHALTEN 

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Mein liebes Kind,

eigentlich bin ich heute Morgen mit der Absicht aufgewacht, einen echt tollen Tag erleben zu dürfen. Vor dem Fenster huschten verspielte, kleine Vögel durch die Bäume. Tiriilieeeee! Mutter Natur blickte vergnügt aus ihrem gelben Gesicht hinter den Wolken hervor. Der frische Kaffee schmeckte himmlisch! Ich war so verliebt in ihn, dass ich nahezu in die Versuchung geriet, die Nummer des Kaffebauern in Kolumbien herauszufinden, nur damit ich ihm persönlich danken konnte. Ein Tag wie dieser …Heute wird alles glatt laufen 🙂

Und dann bist du aufgewacht.
Du warst unzufrieden, weil das Fernsehprogramm nicht Feuerwehrmann Sam im Programm hatte. Deine Lippen zitterten und deine Augen füllten sich mit Tränen. Ein Tsunami aus Lärm strömte aus deinem Kinderzimmer. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Alarmsystem des Nachbarn ebenfalls ansprang, als der erste Wutanfall des Tages bei uns ausbrach.

Dann ging es erst richtig los. Dein Schreien verebbte urplötzlich und nun zeigte dein kleiner Finger Richtung Fernseher. „MAMA! NEIN! MAAAAMAAAA! NEIN! NEIN, DA, SAM, NEIN! „Du wirkst dann oft wie bessesen auf mich. Ich überlegte kurz, ob ich lieber direkt einen Priester anrufen soll. Urplötzlich versteiften sich deine Beine. Eine komplette Ein-Mann-Armee marschierte jetzt durch das Wohnzimmer. In einem alternativen Universum könnte dies als großartige Unterhaltung angesehen werden! Hier auf der Erde allerdings ist das ganz schön nervig, mein Kind!

Ihr kennt das vielleicht, NACH dem Wutanfall ist VOR dem Wutanfall. Ein Wutanfall kommt selten allein. Und genauso kam es auch. Du wolltest an diesem Tag nicht artig sein. Weißt du… so wie diese perfekten Kinder, die man immer auf Instagram sieht… diese perfekten Kinder, die auf Heuballen sitzen und in die Kamera strahlen. Nein. Du hattest andere Pläne. Du kannst mir  am Ende des Tages garantiert den Titel „Psychotischste Mutter der Welt“ verleihen.

Für einen kurzen Moment kehrte der Friede zurück. Du verwandeltest dich kurzzeitig in eine perfekte Disney Prinzessin, weil du dein Elsa Puzzle wiedergefunden hattest… Für unglaubliche acht Minuten warst du damit beschäftigt, fröhlich und vergnügt das Puzzle zusammen zu fügen und ich dachte kurzweilig daran, dass der Tag nun doch noch gut werden würde.

Als die Mittagszeit kam, erlaubte ich dir, gutgläubig wie ich war, dich in der Vorratskammer umsehen zu dürfen. Da gibt es immer etwas, was dir schmeckt. STIMMTS?!? Falsch. Unter den einhundertdreizehn Dosen Hühnernudelsuppe, den zahlreichen Paketen Nudeln und soviel Nutella, um die Besatzung eines Kreuzfahrtschiffs zu füttern, gab es leider keine BIFI. Keine BIFI! Nicht EINE! Dies bedeutete leider spontan das Ende der Welt.

Bevor ich überhaupt in der Lage war, über die Beschaffung von BIFI nachzudenken, lagst du bereits auf dem Boden und machtest deine oscarreife Schneengel-Imitation. Die ohrenbetäubenden Schreie zerschmetterten fast unsere Fenster. Selbst der Hund rannte in Deckung. Was in der Mitte des Küchenbodens wie eine verwundete Flunder herumwirbelte, konnte unmöglich menschlich sein. Aber es war menschlich. Es war mein liebes Kleinkind. Ein kleines Wesen, das noch nicht bis fünf zählen konnte, aber irgendwie schon den Unterschied zwischen Brühe und Soße kannte.

Einen Ersatz für BIFI gab es natürlich nicht. Ich versuchte alles, um dich zum Lachen zu bringen. Du kämpftest dich durch endlose Packungen mit Crackern. Du hast mir die Hand weggeschlagen, als ich versucht habe, dich mit Tomatensuppe zu füttern. Am Ende ähnelte ich einem wandelnden, zeitgenössischen Gemälde. Manche mögen dich künstlerisch nennen- eine freie Seele, mit einem starken Geist. Ich hatte in dem Moment nicht diese Gedanken.

Die Uhr tickte und der Kuckuck erinnerte mich daran, dass es Zeit fürs Mittagschläfchen war. Meistens bist du um die Zeit schon so müde, dass du schon im Stehen einschlafen könntest. Heute?… heute wolltest du mir beweisen, dass Schlaf nur etwas für Weichlinge ist. Dein kleiner Körper wandt sich in alle Richtungen… wie ein lautes elektronisches Spielzeug, das anstelle von Batterien nur mit reinem Adrenalin funktionierte. Diese fiesen Dinger, die um Mitternacht plötzlich ätzende Melodien auswerfen und Tiere so klingen lassen, als würden sie sterben.

Zwei Stunden und keinen Mittagsschlaf später gingen mir Gedanken wie: „Was trinke ich denn jetzt?“ bis hin zu „Wo ist der Schnaps ?“, durch den Kopf.

Du warst keine kreischende, tollwütige, Besessene mehr. Oder ein sich windender Fisch. Du, liebstes Kleinkind, warst heute echt ein Ar…….. Nachdem das fünfte harte Plastikspielzeug mitten in meinem Gesicht landete und ich zum hundertsten Mal  „NEIN!“ brüllte, war es vorbei mit meiner Geduld. DAS. WAR. ES. Wenn sie jetzt nicht schlafen würde… DANN… Ich war kurz davor, mein Halstuch an einem Stock zu knoten und das Haus zu verlassen!

Doch dannn…….Entdeckte ich dich zusammengekrümmt und schlafend in deinem Zimmer. Es schien als hätte der Exorzist ganze Arbeit geleistet. Mitten auf dem Boden deines Zimmers bist du eingeschlafen. Ein kleiner Teil von mir wollte dich zumindest noch ins Bettchen legen. Mein Mami-Herz tat mir weh und ich hatte ein schlechtes Gewissen, als ich die Decke aus deinem Bett nahm und sie einfach um dich herum wickelte. Ich habe dich dort einfach liegen gelassen.

Oh, JA: Bitte schlafe selig, mein Schatz! BIIIITTEEEEE!!!!!

Du bist genau rechtzeitig wieder aufgewacht, als Papa von der Arbeit nach Hause kam. Der Anblick eines roten Lutschers in seiner Hand, anstatt eines grünen … naja, sagen wir mal, verursachte einen weiteren Gefühlsausbruch der Extraklasse!

Liebes Kind, zeig dem Papa jetzt mal was in dir steckt, denn die Mama geht jetzt baden.

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