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Dieser Text wurde uns anonym zugeschickt.

Ich weiß nicht, wie ich es übersehen konnte; die Launen waren da. Ich war gereizt und sehr emotional. 

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Die Symptome waren da; Mein Rücken tat weh. Mein Bauch war aufgebläht. Meine Brüste spannten. Alles wies auf das Offensichtliche hin: Ich war schwanger.

Mein Körper bereitete sich darauf vor, ein Kind auszutragen.

Allerdings realisierte ich es erst, als es schon zu spät war. Ich merkte es erst, als ein golfballgroßer Klumpen in unserer Toilette plumpste.

Der Klumpen war nicht nur groß, er schien regelrecht zu leuchten. Ich werde diesen besonderen Rotton nie vergessen – Er siedelte sich irgendwo zwischen Feuerwehrauto und Purpur an. Er war dickflüssig. Er war gewebeartig. Die Konsistenz lässt sich irgendwie zwischen Schleim und Knete beschreiben. Er kam erschreckend leicht aus mir heraus. Eine Menge Blut war mit dabei. 

Dann war es vorbei. Der Schmerz, die Krämpfe, die Blutung: Alles hörte auf und innerhalb weniger Stunden waren die körperlichen Überbleibsel meiner Fehlgeburt verschwunden.

Er, Sie oder „es“ wurde die Toilette hinunter gespült. 

Aber der psychische Schmerz blieb. Er klebte an mir wie ein statisch aufgeladener Ballon. Ich war gereizt und musste dennoch weiter „funktionieren“- und obwohl ich in der Lage war, die Tage irgendwie zu überstehen, so geht mir bis heute noch nicht wieder gut. 

Mir geht es okay. Aber es geht mir nicht gut.

Natürlich ist es schwer zu erklären, wie es sich anfühlt, eine frühe Fehlgeburt zu erleiden. Mein Körper fühlt sich irgendwie seltsam an; ich fühle mich wie eine Geldbörse ohne Wechselgeld. Wie eine Tasse, deren Inhalt verschüttet wurde. Es gibt eine fühlbare Leere in meinem Körper. In mir. Und diese Leere ertragen zu müssen, ist das schwerste.

Ich habe die letzte Woche mehr Süßigkeiten und Bier in mich hinein gekippt, als ich mir jemals hätte vorstellen konnte. Ich musste essen und trinken, um die Leere in mir zu füllen. Um den Platz in mir aufzufüllen, der vor wenigen Tagen noch mit einer großen Liebe gefüllt war. 

Es war alles zu viel für mich.

Ich habe um das Leben geweint, das nicht existieren durfte und auch nicht existieren wird. Ich habe den Verlust meines zweiten Kindes, dem Geschwisterchen meiner Tochter betrauert. Den Spielgefährten, den meine Tochter nicht haben wird. Um die „Große Schwester Beziehung“ die sie nie mit diesem Baby teilen wird können. Ich hasste mich und den Körper, der mich so bestraft und betrogen hat – und ich hatte das Gefühl versagt zu haben.

Ich habe mir selbst die Schuld an allem gegeben: Ich bin Läuferin, und da ich vor der Fehlgeburt in Vorbereitung auf einen Marathon war, befürchtete ich, dass das der Grund war. Hat mich das Training körperlich überfordert? Hat es dazu geführt, dass mein Körper das Baby abgestoßen hat?

Ich habe versucht mir einzureden, dass es jetzt eigentlich gar kein guter Zeitpunkt war, um schwanger zu werden. Dass es deshalb okay war. Im tiefsten Herzen wusste ich nämlich, dass es jetzt wirklich nicht der „richtige Zeitpunkt“ war, um schwanger zu sein. Ich habe mich schuldig gefühlt, dass ich mich manchmal gut gefühlt habe und die Trauer für einen Moment vergessen konnte. Wer zum Teufel fühlt sich gut, wenn man gerade ein Baby verloren hat?

Wer lächelt angesichts dieser Tragödie? Wer kann angesichts einer so persönlichen Katastrophe überhaupt jemals wieder lachen?

Ich kann mir selbst nicht in die Augen sehen. Ich kann den Anblick meines Bauches nicht ertragen. Ich kann nicht mehr in ein Fenster, einen Spiegel oder irgendeine andere reflektierende Oberfläche schauen, ohne in Trauer zu verfallen. In manchen Nächten werde ich von dem Bild einer leeren Gebärmutter verfolgt. Einem Ultraschallbild voller Schwärze, ohne kleine „Bohne“.

Und das alles nach nur sechs oder sieben Wochen Schwangerschaft.

Ich konnte nicht weiter als in der sechsten oder siebten Woche gewesen sein.

Ich weiß, frühe Fehlgeburten kommen leider häufig vor. Ich weiß, dass zwanzig Prozent aller Schwangerschaften, wie meine, plötzlich und still enden. Nüchtern betrachtet weiß ich auch, dass meine Fehlgeburt nicht meine Schuld war. Niemand hätte sie vermeiden können. Aber dadurch fühle ich mich auch nicht besser. Es macht die Verarbeitung auch nicht einfacher. Ein Verlust ist und bleibt ein Verlust.

Ich werde das „So-hätte-es-sein-können“-Gefühl noch für einige Zeit in mir tragen. 

Aber ich weiß auch, dass es mit der Zeit einfacher werden wird – mit jeder weiteren Stunde, die vergeht, wird das Leben leichter und mein Gedanken wieder immer freier – und schließlich wird die Trauer auch nachlassen.

Der Schmerz wird vorübergehen, aber heute ist noch nicht dieser Tag, weil ich heute noch zu verletzt bin. Heute weine ich. Heute fühle ich Schmerzen. Ich lebe sie aus. Ich atme sie ein, und ich lasse den Schmerz zu, damit ich ihn irgendwann vielleicht nicht mehr so spüren werde. 

Ich schaue nach vorne. 

 

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