Werbung

Ein Gastartikel von Kadri

Niemand spricht darüber, bis du selbst mal betroffen bist und im engsten Freundes- und Familienkreis darüber redest. Auf einmal erfährst du, dass so viele Frauen in deinem Umfeld, von denen du es gar nicht wusstest oder geahnt hast, ebenfalls betroffen sind. Es geht um die Fehlgeburt. Um wahrsten Sinne des Wortes totgeschwiegen wird dieses Thema. Aber warum? Natürlich ist es furchtbar sowas als Frau zu erleben und selbstverständlich geht man danach nicht durch die Welt und berichtet hier und da: „Ach übrigens, ich hatte letztens eine Fehlgeburt.“ Dabei hilft es ungemein zu wissen, dass man nicht allein ist mit dieser Erfahrung und genauso fühlt man sich in dem Moment.

Werbung

Es scheint, als würden genau dann alle verkünden, dass sie schwanger sind und ständig kommt einem jemand mit einem Kinderwagen entgegen und du denkst: „Was ist mit mir verkehrt? Was mache ich falsch?“ Die Antwort ist: „Nichts!“ Es ist Natur, das Schicksal, mein Körper, der das einfach so entscheidet. Und genau das ist so schwer zu verstehen und zu verarbeiten. Warum ich? Warum jetzt? Warum überhaupt muss eine Frau das durchmachen und warum noch dazu mehrfach? All das ist so schwer zu akzeptieren, wo wir doch sonst (fast) alles planen, kontrollieren, wissen und erforschen können. Und wenn du dann irgendwann soweit bist, dass du darüber reden kannst und möchtest, hörst du von jeder zweiten Frau: „Ich weiß, wie du dich fühlst.“ Dann bist du erleichtert und fühlst dich verstanden und irgendwie besser, aber die ganze Zeit bis dahin fragst du dich: „Bin ich eigentlich die einzige Frau auf dieser Welt mit einer Fehlgeburt?“

Ich werde darüber sprechen, mit Freunden, mit der Familie, weil es mir dadurch besser geht und weil es offensichtlich zum Leben dazugehört und bis jetzt kinderlose Freundinnen dann wissen, an wen sie noch denken oder den sie anrufen können, wenn sie reden wollen. Die Worte deines Arztes, der dir sagt, dass das ganz häufig vorkommt, schwimmen nur so an dir vorbei, wenn du die Diagnose bekommst, denn du selbst kennst niemanden und fühlst dich allein. Ein Mann kann dieses Erlebnis wahrscheinlich nur schwer nachvollziehen, jedoch den nötigen Halt geben nach vorne zu blicken. Danach kommt die Frage: Weiter probieren oder erstmal warten? Hier bekommst du von jedem Arzt eine andere Empfehlung, um dich noch mal so richtig schön zu verwirren. Bei mir war von 3 Monate warten, über eine Periode warten bis sofort weitermachen wenn gewünscht, alles dabei. Ich persönlich glaube, jeder muss seinen eigenen Weg dabei finden. Wenn dein Körper wieder schwanger werden kann, dann wird er es auch zulassen. Die eine Frau nimmt sich erstmal die Zeit alles zu verarbeiten, möchte ihrem Körper Ruhe gönnen und wartet. Die Andere wünscht sich nichts mehr als einfach nur schwanger zu sein und probiert direkt weiter, in der Hoffnung das Erlebte damit schnell zu vergessen. Nur blöd, wenn es danach noch mal passiert. Dann denkst du erst recht: „Was ist eigentlich falsch in der Materie?“ Und wieder lautet die Antwort: „Nichts.“ Und wieder beginnt das Spiel von vorn, das Gehibbel, das Warten, die Angst, das in sich Hineinfühlen die ganze Zeit. Vor allem frage ich mich wie das alles geht, wenn ich doch bereits ein gesundes Kind zur Welt gebracht habe.

Es war eine Bilderbuch-Schwangerschaft: Recht schnell beim 3. Übungszyklus schwanger geworden, von Anfang an keine Zweifel gehabt, dass etwas schief gehen könnte, keine Beschwerden, alles gemacht wie immer, tolle Geburt und ein wunderschönes Mädchen in den Armen. Diese Unbefangenheit und Leichtigkeit vermisse ich jetzt nach zwei Fehlgeburten und versuche sie mir zwischendurch irgendwie immer wieder zurück zu holen, aber es geht nicht. Die Erfahrung ist da und hat sich eingebrannt. Aber ich weiß, es geht, es kann funktionieren und so freue ich mich schon auf unser zweites Kind, wann auch immer es sich entscheiden wird zu kommen und zu bleiben.

Werbung

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.