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Ein Gastbeitrag von Julia aus Leipzig

Ich möchte heute über etwas reden, was mir sehr an die Nieren geht. Wir sehen so viele tolle Babyfotos auf Facebook. In den verschiedensten Mamigruppen freuen sich andere Mamas mit den Frauen, die ihr Kind geboren haben. Diese Babys leben. In einer Gruppe gab es im Laufe der Zeit allerdings auch drei Sternenkinder und die jeweiligen Mamas zeigten ebenso stolz die Fotos ihrer Kinder. Diese Babys waren tot. Diese Frauen wurden auf eine ziemlich dreiste und sehr belastende Art und Weise nieder gemacht und ich verlor fast die Fassung.

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Unter den Fotos der toten Babys erdreisteten sich Menschen nahezu unfassbare Grausamkeiten zu posten, alles im Namen der Anonymität, das geht ja bekanntlich viel einfacher. Schreiben, abschicken, fertig. Eine von ihnen hielt die Geburtsanzeige einer Totgeburt für „unangebracht“. Eine andere bezeichnete die Eltern des toten Kindes als „aufmerksamkeitsgeil“  und wiederum eine andere Frau ging sogar so weit und bezeichnetet das Foto dieses wunderschönen kleinen Babys als „widerlich!“.

Ich möchte diesen Frauen gerne etwas sagen. Wenn ich euch gegenüber sitzen würde, dann müsste ich mich schwer zusammenreißen, um euch nicht direkt ins Gesicht zu brüllen. Da das wahrscheinlich aber nicht allzu schnell möglich ist, möchte ich euch über ein Thema aufklären, von dem ihr wahrscheinlich nichts wisst.

Nach Angaben von www.destatis.de gab es im ihr 2016 2914  Totgeburten. Das sind insgesamt 2914 Leben, die es wert sind, anerkannt und gefeiert zu werden. Aber eurer Meinung nach machen die Eltern dieser Kinder etwas falsch. Habt ihr irgendwelche Erfahrungen mit dem Verlust eines Kindes gemacht? Wisst ihr, wie man sich fühlt?

Ich würde euch gerne etwas fragen: Wie lange hält euer Unwohlsein wegen des Bildes wohl an? Solange, bis zu weiter scrollst? Oder solange, bis ihr eurer Meinung nach genug gesagt habt? Ihr armen.

In dem Moment, wo ihr den Müttern derart unreflektiert eure Meinung gegeigt habt, ist das Thema für euch erledigt. Ja, für euch. Für diese Frauen jedoch nicht, ihr Leid hält ein Leben lang an und eure dummen Sprüche tragen nicht dazu bei, dass es ihnen besser geht.

Als ihr das erste Bild eures Babys gepustet habt, könnt ihr euch noch daran erinnern, wie stolz ihr wart? Wisst ihr noch, wie glücklich ihr gewesen seid? Wenn dem so ist, wieso könnt ihr dann nicht angemessen reagieren? Ich verstehe das nicht.

Wenn ihr also mit der jeweiligen Entscheidung, die Geburt der Sternenkinder öffentlich bekannt zu geben, nicht einverstanden seid, dann behaltet es doch bitte für euch. Es ist nicht EURE Entscheidung.

Ihr dürft eines nie vergessen: Auch tote Kinder sind Kinder, die geliebt werden.

Ein Sternenkind zu bekommen war nicht das, was diese Eltern sich vorstellten, als sie  zwei Linien auf einem Schwangerschafttest sahen. Sie wollten das nicht. Sie wollten kein Bild ihres toten Babys posten, sondern ein Bild ihres lebendigen, lebensfrohen Babys. Aber das Schicksal hat es anders gemeint. Diese Eltern müssen mit ihrem Schicksal so umgehen, wie sie es am besten können. Stolz zu sein auf das Kind, das eine zeit lang unter ihren herzen gewachsen ist, dürfen sie allemal!

Wenn diese Eltern Fotos von ihrem lebenden Kind hätten, dann würden sie diese mit Sicherheit such mit euch teilen wollen. Aber da es anders kam als erwartet, teilen sie stattdessen die einzigen bleibenden Erinnerungen, die sie noch haben.

Dieses schreckliche Ereignis raubt den den ersten Schrei, Geburtstagsfeiern, Fußballspiele, Hochzeiten und potenzielle Enkelkinder. Ist das nicht schlimm genug? Warum macht ihr es noch schlimmer? Das Thema Sternenkinder darf kein Tabu mehr sein und Leute wie ihr tragt dazu bei, dass Eltern sich nicht trauen, offen mit ihren Erlebnissen umzugehen. Der Schmerz über den Verlust darf ausgesprochen werden. Wenn diese Eltern nicht offen mit ihrem Verlust umgehen würden, dann wären die 2914 Leben irgendwo in einer leblosen Statistik verschwunden. Das ist nicht fair.

Last uns bitte in Zukunft zusammen halten. Lasst die betroffenen Frauen stolz auf das Leben sein, das sie geschaffen haben – so kurz es auch gewesen sein mag. Bitte tretet nicht noch weiter auf sie ein, wenn sie schon am Boden sind. Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, nun ja….. dann sag einfach nichts.

Ihr müsst ebenfalls wissen, dass ihr in der Minderheit seid. Während alle anderen ihr tief empfundenes Beileid aussprechen, öffnet eure grausame Negativität euch die Tür nach draußen.

Die Liebe für ein Kind ist die größte Liebe eines Lebens, eine Liebe, die weder durch eure negativen Kommentare, noch durch Ausblenden der Ereignisse geschmälert werden kann. Sie ist bedingungslos.

Seid bitte in Zukunft sensibler, denn ihr wisst nicht, wie sehr dieser Verlust ein leben verändert.

Das Beitragsbild stammt von der offiziellen Facebookseite DEIN STERNENKIND, das ist die Organisation, die ehrenamtlich Fotografen einsetzt, die dann Erinnerungen an das verstorbene Kind schaffen. Eine Organisation, die von Spenden lebt und unbedingt unterstützt werden muss. 

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3 Kommentare

  1. Danke, Danke von Herzen Danke für diesen Artikel! Sie sprechen mir aus der Seele!
    Eine Mami eines Sternenkindes und eines lebenden Kindes

  2. Liebe Julia,
    vielen Dank für diesen Artikel!!!

    Unser kleiner Stern kam am 11. Juni 2016 ohne Herzschlag zur Welt,
    was diese Welt erst einmal zusammen brechen ließ.

    Am selben Tag kam ein Fotograf der wundervollen Vereinigung Sternenkinder.de
    zu uns in Krankenhaus und machte die letzten Bilder von unserem kleinen Schatz.

    Bilder, die außer uns anscheinend alle überfordern.

    Zusätzlich zu all der Gegenwehr, die man plötzlich aber gegen unerwünschte,
    negative Kommentare und Anfeindungen ertragen muss, muss man sich dann
    auch noch zusätzlich mit den gesetzlichen Gegebenheiten auseinander setzen.

    Wie schwer ist dieses tot geborene Kind? Unter 500 Gramm? Schade, damit darfst Du es zwar bestatten
    aber nach dem Personenstandsgesetz gilt es noch nicht als Mensch (Stand Juni 2016).

    Ich war „SCHEISSESTOLZ“ auf meinen Jungen, dass er es mit seiner Trisomie 18
    in der 28. Woche auf 570 Gramm gebracht hat!!! Es gab eine Geburtsurkunde!!!

    Die bekommen leider nicht alle Eltern, die in dieser Lage sind.

    Unser kleines Menschlein wurde, wie jeder andere „Mensch“ würdevoll bestattet.

    Unsere damalige Hebamme Janette sagte auf unsere Frage, ob wir Ihr ein Bild zeigen dürfen folgendes,
    was sich ALLE Eltern, ob von lebenden oder Sternenkindern hinter die Ohren schreiben könnten:

    Jeder Idiot zeigt unaufgefordert die Bilder seines Babys, egal ob hübsch, hässlich, mit rundem Kopf,
    deformierter Kopf, warum sollten wir überhaupt vorher fragen???

    Für ALLE Eltern ist das eigene Kind nun einmal das schönste auf der ganzen Welt!!!

    Meint irgendjemand, dass ein schlagendes Herz oder eine atmende Lunge
    dabei irgendeinen Unterschied macht?

    Ich muss gestehen, ich hatte ein wenig Angst vor dem ersten Anblick,
    die sich in Bruchteilen von Sekunden aufgelöst hat, als ich dieses kleine
    wunderschöne Gesicht sehen durfte. Wunderschön für MICH!!!

    Auch wir dürfen heute an dem großen Glück derer teilhaben,
    die ein lebendes Kind zuhause haben, das ist wunderschön!!!

    „Jetzt wirst Du ja doch noch Vater.“ … allein für diesen Satz …..

    Ich bin heute Vater von zwei wunderschönen Jungs,
    die beide IMMER ein Teil unserer Familie sein werden!!!

    Danke für das Lesen und Verstehen dieses Kommentars

    P.S.: Sind nicht alle Eltern irgendwie aufmerksamkeitsgeil,
    wenn es um den Nachwuchs geht???

  3. Hallo, ich bin Oma des am 4. September 2002 in der 20. Schwangerschaftswoche meiner damals 22 jährigen Tochter geborenen Sternenkindes… Ihr Name ist Laura…. Ich hätte das Glück, meine Tochter während ihrer Schwangerschaft begleiten zu dürfen…. Unsere gesamte Familie freute sich so sehr. Während der Schwangerschaft wurde bei einer Untersuchung die Diagnose Trisomie 18 gestellt und damit meine Tochter und ihr Mann vor die unfassbar schwere Entscheidung, die Schwangerschaft abzubrechen…. Beide entschieden sich nach endlos durchweinten Tagen und Nächten, nach Gesprächen mit Ärzten, einer Genetikerin, mit uns, der Familie, für einen Abbruch…. Ich durfte, abwechseln mit ihrem Mann, an diesem Tag meiner Tochter zu Seite stehen… Niemand kann diesen Schmerz nachempfinden…. Ein Jahr und 5 Jahre später bekam meine Tochter ihr 2. und 3. Kind… Beide nach Schwangerschaften, die mit ständiger Sorge verbunden waren… Beide Kinder wurden gesund geboren und wuchsen voller Liebe auf, aber die Trauer über unser Sternenkind war immer gegenwärtig…. Am 29. November 2013 hat unsere Tochter ganz plötzlich, nach einem fröhlich mit ihrer Familie im Wald verbrachten Tag, aufgehört zu atmen…. Nach erfolgreicher Reanimation – eine Stunde – hörte ihr Herz eine Woche später, am 7. Dezember, für immer auf zu schlagen…. Seit dieser Zeit besuchen wir, mein Mann, ich, Lauras Geschwister, unser Sohn mit Familie, Laura jedes Jahr am 4. September am Regenbogengrab, wo sie gemeinsam mit anderen Sternenkindes am 13. Dezember 2002 beigesetzt wurde. Dieses Grab wurde in dem Jahr neu angelegt…. Ein Herz mit ihrem Namen und Geburtsdatum auf dem Grab unserer Tochter haben wir zu ihrer Erinnerung aufgestellt…..

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