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Ein Gastbeitrag von Greta aus Hannover

Als Eltern möchte man das beste für seine Kinder. Wir wollen ihnen ein Leben bieten, das schöner nicht sein kann. Wir tun alles, um unsere Kinder vor negativen Einflüssen zu schützen. Insgeheim hoffen wir, dass sie sich niemals verletzen werden. Wir möchten ihnen das Gefühl des Versagens am liebsten ersparen. Im Grunde genommen würden wir sie gerne in Watte packen und durchs Leben führen.

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Unglücklicherweise folgt daraus eine ziemlich miese Nebenwirkung: Wir züchten uns eine Generation heran, die leider nicht mehr weiß, wie es sich anfühlt, mal so richtig auf die Nase zu fallen. Wir nehmen ihnen die Chance aus dem Versagen heraus etwas wichtiges für sich zu lernen. Sie lernen weder wie man mit Niederlagen umgeht, noch wie es ist, wieder aufstehen zu müssen.

Wir schützen unsere Kinder nur aus den besten Absichten heraus; Wir wollen nicht, dass sie unglücklich sind und wir haben Angst davor, wie andere Eltern über uns denken, wenn wir unsere Kinder scheitern lassen. In den seltenen Fällen des auf die Nase Fallens, stehen wir ihnen natürlich bei und beruhigen sie. Ich beobachte dennoch andauernd, dass Kindern das Gefühl für die eigene Niederlage und die damit verbundene eigene Verantwortung nahezu aberzogen wird.

Es wirkt so, als sei ein Versagen absolut nicht tolerierbar. Wir fragen uns, warum unsere Unis voll mit jungen Erwachsenen sind, die unter Angstzuständen und Depressionen leiden? Tja, die Unis sind voll von jungen Erwachsenen, die nie wirklich gelernt haben, wie man sinnvolle Selbstschutzmechanismen entwickelt, um mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Das sind Menschen, die nie gelernt haben, wie sich echtes Scheitern anfühlt und deshalb kommen sie auch nicht klar damit.

Meiner Meinung nach müssen wir unseren Kindern erlauben, mal so richtig katastophal versagen zu dürfen. Das ist leider echt nicht einfach, denn wer kann sich schon zurücklehnen und seinen Kindern dabei zusehen, wie sie so richtig auf die Schnauze fallen und dabei so entspannt bleiben, weil man instinktiv weiß, dass es gut für sie ist?

Ich glaube, wir müssen langsam und behutsam damit anfangen. Mein Kind hat die Hausaufgaben zum x-ten Mal Zuhause liegen lassen? Es tut mir leid, aber ich werde sie meinem Kind definitiv NICHT mehrmals in die Schule hinterher bringen. Mein Kind hat vergessen mir zu erzählen, dass es wichtige Dinge für eine Projektwoche zusammen sammeln muss, obwohl es das seit Wochen weiß? Schade, aber ich werde keine Nachschicht einlegen, um dem Kind den Arsch zu retten. Indem ich aufhöre, ständig die Fehler meiner Kinder ausbügeln zu wollen, ermutige ich sie gleichzeitig zu einer enorm wichtigen Selbstreflexion, die sie, wenn sie permanent in Watte gepackt werden, nie lernen würden. Ich spreche nicht davon, meine Mutterpflichten zu vernachlässigen; wenn mein Kind sich verletzt, dann wird es sofort liebevoll geröstet. Ich spreche hier nicht von fehlender Wärme, ich spreche davon, für seine eigenen Fehler gerade stehen zu müssen. Und natürlich achte ich dabei auf das entsprechende Alter des Kindes, mir ist völlig klar, dass ein dreijähriges Kind noch vielmehr vergisst, als ein älteres Kind.

Ich habe es mir abgewöhnt 24 Stunden VOR Abgabe einer wichtigen Projektarbeit ins Bastelgeschäft zu rasen um Sekundenkleber und dreifach gefaltete Pappe zu kaufen, weil der Junior mal wieder zu faul war. NO WAY!

Und wenn der Lehrer mich anruft, um mir zu erzählen, dass mein Sohn etwas total Dämliches getan hat, verteidige ich ihn auch nicht sofort, sondern ich befrage meinen Sohn und wenn raus kommt, dass er tatsächlich Mist gebaut hat, dann muss er die Konsequenzen tragen.

Wenn mein Kind kein Klassensprecher, kein Kapitän der Fussball- Mannschaft wird, wenn es nicht die Hauptrolle in der Theateraufführung bekommt .. Rufe ich dann den Trainer und den Schuldirektor an und frage nach einer vollständigen Erklärung, gefolgt von einer sofortigen Neuwahl? NEIN!

Wenn meine Tochter oder mein Sohn sich mit den Freunden zerstritten hat, rufe ich die Eltern der anderen beteiligten Kinder an und interveniere, um ihre Probleme zu lösen, bevor sie den Konflikt selber lösen können? NEIN!

Wenn sie den Termin für eine wichtige Hausaufgabe, einen Bewerbungsschluss oder eine Job-Deadline verpassen, setzte ich dann alle Hebel in Bewegung und verlange nach einer Verlängerungsfrist? NEIN!

Wenn meine Kinder in der Schule trotz großer Hilfestellungen keine eigene Mühe aufbringen und das Schuljahr wiederholen müssen, bitte ich die Lehrer um Nachsicht, weil sie doch so nette Kinder sind? NEIN!

Mein Tipp lautet: Lasst eure Kinder auch mal spektakulär scheitern! Das ist zweifellos eines der schwierigsten Unterfangen, die man als Eltern ertragen muss. Dabei zu sein, wenn das Kind sich ne richtige Klatsche abholt ist definitiv kein Spaziergang aber es gehört nun mal zum Leben dazu! Indem wir versuchen, unsere Kinder immer vor Niederlagen beschützen zu wollen, untergraben wir damit ihre Belastbarkeit und letztlich auch ihre Unabhängigkeit.

Je früher wir unseren Kindern beibringen, dass der wahre Erfolg nur dann kommen kann, wenn wir immer wieder aufstehen, nachdem wir hingefallen sind, desto größer ist die Chance, dass sie ihr Leben selber in den Griff bekommen, wenn es mal brenzlig wird.

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