Werbung

Ein Gastbeitrag von Susanne aus Kiel.

Wenn man das erste Mal Mama wird, ist alles noch neu und man ist unsicher, ob mal alles richtig macht. Sicher, du hast viele Bücher gelesen, du bist zum Geburtsvorbereitungskurs gegangen, du hast dir sämtliche Geschichten von anderen Müttern angehört und du hast Google als Nachschlagewerk zum Qualmen gebracht. Das alles hilft nur bedingt, weil man sich eben nie wirklich vorbereiten kann, denn meistens kommt es eh anders, als man denkt. Man muss es wirklich selbst erleben, bevor man weiß, was funktioniert hat und was nicht.

Werbung

Diese ganzen Informationen bringen eine werdende Mama häufig an den Rand des Wahnsinns. Soll ich das Kind im Geburtshaus bekommen oder soll ich ins Krankenhaus gehen? Will ich eine PDA oder doch lieber nicht? Soll ich mir vorsorglich etwas Pulvermilch holen, falls das Stillen nicht klappt? Wie viele Windeln in Größe 1 braucht man? Hole ich direkt Größe 2? Akupunktur ja oder nein? Himbeerblättertee ja oder nein? Und…und…und….

Tja, meine erste Geburt dauerte 9 Stunden und ich gebar einen richtigen Wonnebrocken mit 4,5 Kg Kampfgewicht. Ich riss (trotz Himbeerblättertee UND Akupunktur) und konnte zwei Wochen lang nicht ohne Höllenqualen pinkeln.

Bei meinem nächsten Kind werde ich die Dinge anders angehen. DAS weiß ich jetzt schon!

1. Ich werde keine Besucher mehr unter den Wehen, bei der Geburt oder während meines Krankenhausaufenthaltes akzeptieren.
In dem Moment als es los ging und ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde, rief ich meine Mutter an und mein Mann rief seine Mutter an. Beide kamen sofort. Sie waren beide ab 6 Uhr morgens anwesend und blieben bis zu meiner Geburt (am nächsten Tag um 3 Uhr morgens) bei uns im Krankenhaus. Das hat mich unnötig unter Druck gesetzt und das war definitiv KEINE gute Sache.

Sie kamen nahezu alle 30 Minuten zu uns in den Kreißsaal und erkundigten sich nach dem aktuellen „Stand der Dinge“. Bevor ich mich versah, waren plötzlich noch mehr Familienmitglieder da. Natürlich war ich ihnen für ihr Interesse an mir und dem Baby dankbar ABER….Zwischen Erbrechen, völlige Erschöpfung, Epiduralanästhesie und dem Versuch mal kurz zu schlafen, musste niemand anwesend sein. Das Problem war: Ich selbst hatte keine Kraft, meinem Mann zu sagen, dass sie gehen sollen. Ich habe versucht, mich auf meinen Atem, meine Wehen und mein Baby zu konzentrieren. Für mehr war einfach keine Kraft da.

Ich erinnere mich noch genau daran, dass ich meiner Schwester eine SMS schrieb, als ich gerade mal ne kurze Wehenpause hatte, in der stand: „Sag ihnen bitte, dass sie nicht mehr reinkommen sollen“ Meine Schwiegermutter kam allerdings immer wieder rein. Ich fühlte mich extrem respektlos behandelt und ich besaß keine Privatsphäre mehr. Nach der Geburt war ich unfassbar erschöpft. Ich weiß nicht einmal mehr, wie viele Leute mich direkt besucht haben, es waren bestimmt zehn verschiedene Gesichter da. Inmitten der Gesprächsrunden über das Baby sagte mein Mann schließlich, dass es jetzt an der Zeit wäre, mich in Ruhe zu lassen. Alle guckten mich an. Ich fing an zu weinen.

Eine Geburt ist keine Party. Ich verstehe, dass es nichts schöneres als frischgebackene Babys gibt und es ist aufregend Oma, Tante oder sonst was zu werden ABER solange ich selber niemanden einlade, solange muss bitte der Anstand gewahrt werden und es muss gefragt werden, WANN denn ein guter Zeitpunkt für einen ersten Besuch ist. Frauen brauchen Zeit, um sich von dem zu erholen, was unter der Geburt passiert ist. Besucher können warten. Zumindest gilt das für mich.

2. Ich werde nicht mehr jeden um Rat fragen.
Bei meinem ersten Kind wollte ich die Ratschläge aller möglichen Personen hören. Wie soll ich das machen? Wie verhalte ich mich in der Situation? Er hat einen Ausschlag, warum hat er einen Ausschlag?!? Ich habe jeglichen Mist gegoogelt, ich habe die Fragen auf Facebook gepostet, ich habe unzählige Whats App verschickt und ich habe jedes Mal meinen Arzt angerufen. Diesmal werde ich bewusst einen Schritt zurücktreten und auf mein Bauchgefühl hören.

3. Ich werde nur noch bestimmte „Hilfe“ annehmen. 
Ich glaube, dass ist eine der wichtigsten Dinge, die ich gelernt habe. Ich brauche keine Hilfe „rund ums Baby.“ Ich brauche Hilfe bei allem anderen. Ich erinnere mich noch deutlich an all die Lebensmitteleinkäufe, an das Tragen einer großen Tüte Hundetrockenfutter (ein Wunder, dass meine Nähte nicht aufgeplatzt sind), an das Kochen für einen Besuch und auch an das Putzen, nur wenige Tage nach der Geburt. Ich glaube, meine Schwiegermutter hat unseren Sohn vier Stunden lang auf ihrem Arm durch die Wohnung geschleppt während ich wie ein Huhn mit abgeschnittenem Kopf durch die Wohnung irrte. Das war nicht hilfreich. Das war nicht das, was ich brauchte.

Ich werde meinen Mann bitten, sich diesmal frei zu nehmen und mir mit dem Neugeborenen zu helfen. Ich werde meine Schwiegermutter bitten, mir beim Abwaschen zu helfen, oder mir ein paar Dinge aus dem Supermarkt mitzubringen. Ich brauche keine Hilfe mit dem Baby. Ich muss im Bett liegen und „heilen“ und mich nur auf das Baby und mein Kleinkind konzentrieren. Ich brauche meine Kraft nicht für den Haushalt, sondern für mein Neugeborenes und mich. Basta.

4. Ich werde nicht wieder so schnell an Partys, Events oder Geburtstagen teilnehmen. 
Paul wurde genau drei Wochen vor Weihnachten geboren und es flatterten jede Menge Einladungen ins Haus. Und ich dumme Nuss nahm auch noch alle an. WARUM bloß? Ich hatte gerade ein Baby bekommen und befand mich inmitten des Wochenbettes! Ich hätte da nicht hingehen sollen. Draußen war es bitter kalt. Die Leute vergessen schnell, dass man nach der Geburt noch sehr lange SEHR erschöpft ist. Die Leute erwarten, dass man binnen 24 Stunden nach der Geburt wieder einsatzfähig ist und das ist einfach nicht realistisch. Falls jemand das nicht nachvollziehen kann, so muss er leider auf mich verzichten.

Vielleicht geht es nicht allen Frauen so. Vielleicht gibt es Mütter, die das ganz anders handhaben. Ich kann nur für mich sprechen und deutlich sagen, dass ich es so nicht mehr machen werde. Ich kann dich nur dazu ermutigen, auf DICH und dein Bauchgefühl zu hören und nur das zu tun, was für dich und dein Baby gut ist.

Werbung

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.